DLD Campus Bayreuth Besuch Mediengruppe Oberfranken

Wir staunten nicht schlecht, als letzte Woche Mittwoch ein junger Mann mit Antenne am Kopf das Podium an der Uni Bayreuth betritt. Neil Harbisson, Mitgründer der „Cyborg Foundation“, ließ sich vor Jahren einen Chip samt Antenne in den Hinterkopf einpflanzen. Da Neil von Geburt an farbenblind ist, entwickelte er einen Sensor, der Farben in Töne umwandeln kann. Jetzt hört er sozusagen permanent ein Dauer-Konzert aus verschiedensten Tönen und erkennt damit die Farben. Neil sagte, dass er sich nicht nur Technologie implementieren lassen wollte, sondern dass er Technologie SEIN wollte. Die Verschmelzung von Mensch und Technologie ist ja an sich nicht neu – so wurde beispielsweise auch schon in Deutschland vor einigen Jahren eine Cyborg-Stiftung gegründet. Die Kollegen und ich sitzen trotzdem ehrfürchtig im Audimax der Uni Bayreuth. Zudem treiben uns die wichtigen Fragen um: Stört die Antenne beim Schlafen nicht und wie duscht so ein Cyborg denn eigentlich?

Innovationskonferenz erstmals in Franken

Bei der DLD Campus in Bayreuth, der ersten Veranstaltung der großen DLD-Reihe, die normalerweise in Weltstädten wie New York, Tokyo oder München Halt macht, war Neil nicht der Einzige, der mit technologischem Fortschritt die rund 550 Besucher erstaunte. Digitale Innovationen aus Franken gemischt mit einem Schuss Weltinnovation – teilweise noch Zukunftsvisionen, teilweise schon wahr gewordene Technologieträume erwartete dann das bunt gemischte Publikum. Dabei standen im Mittelpunkt gerade Innovationen aus der Region Franken: So experimentiert Adidas mit Hauptsitz in Herzogenaurach mit essbaren Schuhen aus Spinnenfäden bzw. aus recyceltem Plastik und die Uni Bayreuth plant einen „Wissenschaftscampus E-Commerce“ in Burgkunstadt zusammen mit Partnern aus der Wirtschaft. Im Panel „Innovation & Entrepreneurship in Oberfranken“ sprachen Sigrun Albert (Geschäftsführerin Digital der Mediengruppe Oberfranken), Alois Kastner-Maresch (LivingLogic) und Ralf Männlein (empiriecom) unter anderem über Vorteile der Wirtschaftsregion Oberfranken und Fluch und Segen der Digitalisierung. Nachfolgend eine kleine Sammlung von Zitaten und einige Erfahrungen, die wir von der Konferenz mitgenommen haben:

  1. Die Zukunft der Arbeit bedeutet die Demokratisierung der Arbeit: Die damit einhergehende Freiheit bedeutet aber auch, dass jeder mehr Verantwortung für sich selbst übernimmt. (Constanze Buchheim, iPotentials)
  2. Jeden Tag 1-2 Zitronen auspressen und den Saft trinken verjüngt das Immunsystem um 24 Jahre (Christian Angermayer, Apeiron Investment Group). Zugleich warb er noch für ein Ritalin-ähnliches Medikament. Chemische Pillen sind nicht so unser Ding, wir versuchen’s mal mit Zitronen. 😉
  3. Wir sollten uns Sachen, nicht Menschen unterordnen (versachlichte Führung), meint der Künstler Jonathan Meese, der letztes Jahr bei den Bayreuther Festspielen für einen Skandal sorgte und auch sonst kein gutes Haar an der Wagner-Führung ließ („Ort der Angst“, „Massenindividualisten“).

Wie der Cyborg nun duscht, haben wir bei der Konferenz nicht herausgefunden. Vielleicht muss der Mensch mit High-Tech-Antenne schlicht zu etwas ganz Low-Tech-mäßigem wie einer Duschhaube greifen, um sich vor dem Wasser zu schützen. Ob sich nun tatsächlich alle Menschen, wie vom Cyborg angesprochen, zu Cyborgs umwandeln lassen sollten, um die Evolution voranzubringen – tja, das muss nun vielleicht wirklich nicht sein. Seien wir mal ehrlich: Wir haben in der heutigen Zeit schon genügend Technologie um uns herum, die unser Leben schon teilweise bestimmt – da muss man so etwas nicht auch noch im Körper verpflanzt haben.

Bilder: Jan Haas/Dominik Gigler für DLD

Text: Maren Scholz

Weitere Infos zur Veranstaltung gibt’s auch auf inFranken.de